2.
Besonderheiten der DDR Philatelie
2.1
Gelochte Herbstblume 2738 F
Wie üblich wurde
auch jedes Jahr in der DDR die schönste Briefmarke gewählt niemals
die Schlechteste, das war ein Politikum. 1982 waren es die
Herbstblumen.
![](Gelochte%20Satz.jpg)
Hier der Satz als rechtes unteres
Randstück mit Ortstempel.
Der 10 Pf Wert
wurde in einer angegebenen Auflage von 16 Millionen Stück gedruckt.
Bei der üblichen Qualitätskontrolle wurde auf dem Feld 50
(unten rechts) ein so genannter Putzen entdeckt und das auf 44.000
Bögen die für die manuelle Herstellung von Sondermarkenheftchen
vorgesehen waren. Da größte Sparsamkeit oberstes Gebot war, wollte
man die große Anzahl Bögen nicht vernichten und erinnerte sich an
eine „Lochung der Postwertzeichen“ aus vergangener Zeit.
-
Hier ein Viererblock mit
Druckvermerk und Bogennummer1
- Es musste aber unbedingt sichergestellt
werden, dass diese Marke unter keinen Umständen an den Schalter
gelangen konnte, die Post kannte die „verrückten“ Sammler zur
Genüge. Man begann sich nun im MPF (Ministerium für Post- und
Fernmeldewesen) darum zu kümmern. Dazu musste eine Anweisung
erfolgen wie zu verfahren ist. Das wurde mit dem nachfolgenden
Protokoll geregelt.
![](Gelochte%20Protokoll.jpg)
Man hat durch das Lochen gleich mehrere Bögen gleichzeitig
bearbeitet. Man hat aber nicht den Putzen raus gelocht sondern die
10 (Pf) um eine Verwendung als PWZ zu vermeiden. Schon kamen , wie
so oft, Gerüchte auf es handle sich bei dem Putzen um den
Zickenbart Walter Ulbrichts, was aber sehr weit her geholt wurde.
- 2738 F Pfeil auf
Putzen deutlich auch ohne Attest zu erkennen
- Es ist kein gestempeltes Stück bekannt
geworden. Die so „Gelochten“ wurden dann mühsam von den
Herstellern der Sondermarkenheftchen (SMH) aus dem Bogen beim
Zerteilen entfernt. 50 Marken in einen Bogen daraus wurden dann
5 Stück SMH. War das SMH von der letzten Reihe fertig wurde ein PWZ aus einem anderen Bogen hinzu
geklebt. Das fertige SMH sah dann so aus:
-
links die zugeklebte und rechts 9 gefaltete PWZ
- Diese SMH`s sind gesucht, die allermeisten
wurden unerkannt verbraucht. Die herausoperierten gelochten
Studentenblumen wurden dann auf Makulaturblätter geklebt ,die als
Beilagen in den WZ-Paketen zum Schutz der Wertzeichen beigefügt
wurden. Diese Blätter sollten dann einer Dienstanweisung (DA 7.1)
entsprechend vernichtet werden. Aber wie durch ein “Wunder“
passierte es, dass der Nachwelt noch ein paar
„Gelochte“ erhalten geblieben sind. Als Makulatur verschrien prüfen alle DDR Prüfer fleißig und setzen als
Berechnungsgrundlage 400...500 Michel Euro an.
-
Bogenteil Gelochte auf Makulationspapier untere Reihe alle
unbrauchbar da zu dicht am Rand
Michel beschreibt die Marke nur, Philatex
bewertet sie mit 250 Euro, auf Auktionen wurde für Stücke mit
Attest zwischen 100...200 Euro verkauft. Bei eBay wurde die
„Gelochte“ zwischen 20...40 Euro angeboten ohne Attest aber mit
Garantie der Echtheit.
Auf dem Markt ,meist in den Alben der Sammler
wird geschätzt, daß 2 Bögen der Vernichtung entgangen sind ,also
cirka 200 Stück wovon 20 % als unbrauchbar eingeschätzt werden. Ein weiteres Beispiel wie man eine
Deutschland oder DDR Sammlung aufmopsen kann.
Und zum Schluss dieser Seite ein Attest von
Dr. Peter Tichatzky der schon 1995 die „Gelochte“ geprüft hat. So
kann man trefflich darüber nachsinnen, was denn eigentlich die
Makulatur ist, das stinknormale PWZ oder die „Gelochte“.
- Prüfattest der „Gelochten“ von 1996
2.2
Sondermarkenheftchen